Menstruationstassen und Toleranz

Von Simone Binder

Menstruationstassen sind wahrscheinlich das beste Menstruationsprodukt auf dem Markt.

  • Menstruationstassen sind aus medizinischem Silikon und durch Auskochen sterilisierbar. Dadurch sind sie wesentlich hygienischer als alle anderen Menstruationsprodukte. Außerdem trocknen sie im Gegensatz zu Tampons nicht die Vaginalschleimhaut aus. Gynäkologisch gesehen also sehr empfehlenswert.

  • Ein weiterer Vorteil ist, dass Menstruationstassen weniger oft entleert werden müssen als Tampons oder Binden gewechselt werden müssen. Dies ermöglicht menstruierenden Menschen eine unbeschwertere Zeit während der Menstruation und ist besonders nützlich für Situationen, in denen der Zugang zu sanitären Anlagen nicht oder nicht immer möglich ist (z.B. auf Wanderungen, für Soldat:innen, für Rettungskräfte, etc.)

  • Ein sehr überzeugender Faktor ist natürlich auch die Kostenersparnis über einen längeren Zeitraum, da eine Menstruationstasse nur einmalig angeschafft wird und dann jahrelang genutzt werden kann. Somit spart man laufende Kosten, die durch das Nachkaufen von Wegwerfprodukten entstehen. Dies ist eine enorme Erleichterung für menstruierende Menschen in prekären Verhältnissen. Wer kein Zugang zu adäquaten Menstruationsprodukten hat (was übrigens oft vorkommt), hat aufgrund der Stigmatisierung Schwierigkeiten, am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen. Diesen Menschen wäre mit einer Menstruationstasse gut geholfen.

  • Last but not least spart die Menstruationstasse natürlich auch jede Menge Müll.

Also zusammengefasst: ich würde jedem menstruierenden Menschen empfehlen, eine Menstruationstasse auszuprobieren. Die ersten drei Argumente sind völlig ausreichend, um Menschen von den Vorteilen zu überzeugen. Was mich aber an der Vermarktung von Menstruationstassen massiv stört, ist dass die Müllvermeidung oft als einziges Argument genannt wird. Lasst mich ein wenig ausholen: Wie ihr wisst, wird die Menstruation seit Jahrhunderten tabuisiert und stigmatisiert. Das Letzte, was ich will, ist dass menstruierende Menschen sich für ihren Menstruationsmüll schämen. Wer menstruiert, kann nichts dafür, denn die Menstruation ist eine natürliche Körperfunktion für die Hälfte der Bevölkerung. Da die Menstruation nicht anatomisch steuerbar ist, sind menstruierende Menschen auf Menstruationsprodukte angewiesen, die das Blut entweder im Körper oder außerhalb des Körpers aufnehmen.

Das Zweite, was mich stört ist Folgendes: nicht alle menstruierenden Menschen können oder wollen Menstruationstassen benutzen. Das kann anatomische oder kulturelle Gründe haben und muss respektiert werden. Hier wünsche ich mir von Hersteller:innen und Nutzer:innen der Menstruationstassen mehr Toleranz. Alles andere wirkt nämlich unsensibel. Menstruierende Menschen haben das Recht, diejenigen Menstruationsprodukte auszuwählen, die für ihren Körper, ihre Menstruation und ihren Lebensalltag am besten passen. Leider führt die zum Teil aggressive Vermarktung von Menstruationstassen bei einigen Nicht-Verwender:innen zu Schuldgefühlen, weil sie weiterhin Wegwerfprodukte verwenden. Lasst uns damit aufhören und mehr Toleranz und Akzeptanz an den Tag legen! Menstruierende Menschen sollten sich gegenseitig unterstützen und sich keine Vorwürfe machen. Jeder Körper ist anders, jede Menstruation ist anders.

 

Zurück
Zurück

Zwischen Greenwashing und Chemophobie

Weiter
Weiter

Zero Waste und Gesundheit